Studie zur Rolle der Emotionen bei funktionellen neurologischen Störungen
Dr. Johannes Jungilligens publiziert Forschungsergebnisse im Wissenschaftsjournal „Brain“
Schwindel, Zittern/Tremor, Anfälle, Bewusstseinsverlust oder gar Lähmungen sind Symptome für funktionelle neurologische Störungen. Sie sind sehr häufig, werden aber oft falsch diagnostiziert, da die Symptome denen neurologischer Erkrankungen wie Epilepsie oder Parkinson ähneln. Im Gegensatz dazu sind die Auslöser für funktionelle neurologische Störungen jedoch keine strukturellen Hirn- oder Nervenschädigungen, sondern neuropsychologische Prozesse, die von den Betroffenen nicht bewusst kontrolliert werden können und den Einflüssen von Aufmerksamkeit, Erwartungen und Emotionen unterliegen. Ihre Entstehung ist bislang unzureichend verstanden.
Nun sind Wissenschaftler aus Bochum in Kooperation mit der Harvard Medical School der möglichen Entstehung von funktionellen neurologischen Symptomen einen Schritt nähergekommen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Rolle von Emotionen. Dr. Johannes Jungilligens, Neuropsychologe an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, ist der Hauptautor der jüngst im renommierten Wissenschaftsjournal „Brain“ veröffentlichten Studie. Er war für sechs Monate Gastwissenschaftler an der Harvard Medical School in Boston, wo die Arbeit gemeinsam mit der angesehenen Emotionsforscherin Prof. Dr. Lisa Feldman Barrett entstanden ist. Darüber hinaus hat auch der Neurologe Priv.-Doz. Dr. Stoyan Popkirov, Oberarzt am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, an dem Projekt mitgewirkt.
„Es ist seit Langem bekannt, dass Emotionen bei vielen Erkrankungen wie bei Depressionen oder Krebserkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen aber, dass Emotionen mehr sind als bisher angenommen: Sie sind nicht in unseren Gehirnen vorprogrammiert, sondern vielmehr individuelle psychische und körperliche Erfahrungen, die sich bei jedem von uns auf der Grundlage der einzigartigen persönlichen Geschichte, Biologie und Umwelt anders zusammensetzen. Emotionen sind auch Teil unserer Sinneswahrnehmung und sogar der Bewegungssteuerung. Unser Gehirn interpretiert dazu Signale aus der Umwelt und dem eigenen Körper, um die Welt besser zu verstehen. Wenn diese emotionale Interpretation gestört ist, kann dies zu Erkrankungen wie funktionellen neurologischen Störungen führen“, fasst Jungilligens die Studie zusammen.
Diese neue Betrachtungsweise bringt die Forschung zu den Grundlagen der funktionellen neurologischen Störungen einen beträchtlichen Schritt weiter und eröffnet für Patienten und Behandler neue Möglichkeiten, beispielsweise in der Bewegungs- und Verhaltenstherapie mit der Option, Feinheiten von Gefühlen zu erarbeiten und Emotionen zu erlernen bzw. umzulernen.
Details zur Veröffentlichung:
Jungilligens J, Paredes-Echeverri S, Popkirov S, Barrett LF, Perez DL. A new science of emotion: implications for functional neurological disorder. Brain. Juni 2022. doi: 10.1093/brain/awac204.
Nun sind Wissenschaftler aus Bochum in Kooperation mit der Harvard Medical School der möglichen Entstehung von funktionellen neurologischen Symptomen einen Schritt nähergekommen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Rolle von Emotionen. Dr. Johannes Jungilligens, Neuropsychologe an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, ist der Hauptautor der jüngst im renommierten Wissenschaftsjournal „Brain“ veröffentlichten Studie. Er war für sechs Monate Gastwissenschaftler an der Harvard Medical School in Boston, wo die Arbeit gemeinsam mit der angesehenen Emotionsforscherin Prof. Dr. Lisa Feldman Barrett entstanden ist. Darüber hinaus hat auch der Neurologe Priv.-Doz. Dr. Stoyan Popkirov, Oberarzt am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, an dem Projekt mitgewirkt.
„Es ist seit Langem bekannt, dass Emotionen bei vielen Erkrankungen wie bei Depressionen oder Krebserkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen aber, dass Emotionen mehr sind als bisher angenommen: Sie sind nicht in unseren Gehirnen vorprogrammiert, sondern vielmehr individuelle psychische und körperliche Erfahrungen, die sich bei jedem von uns auf der Grundlage der einzigartigen persönlichen Geschichte, Biologie und Umwelt anders zusammensetzen. Emotionen sind auch Teil unserer Sinneswahrnehmung und sogar der Bewegungssteuerung. Unser Gehirn interpretiert dazu Signale aus der Umwelt und dem eigenen Körper, um die Welt besser zu verstehen. Wenn diese emotionale Interpretation gestört ist, kann dies zu Erkrankungen wie funktionellen neurologischen Störungen führen“, fasst Jungilligens die Studie zusammen.
Diese neue Betrachtungsweise bringt die Forschung zu den Grundlagen der funktionellen neurologischen Störungen einen beträchtlichen Schritt weiter und eröffnet für Patienten und Behandler neue Möglichkeiten, beispielsweise in der Bewegungs- und Verhaltenstherapie mit der Option, Feinheiten von Gefühlen zu erarbeiten und Emotionen zu erlernen bzw. umzulernen.
Details zur Veröffentlichung:
Jungilligens J, Paredes-Echeverri S, Popkirov S, Barrett LF, Perez DL. A new science of emotion: implications for functional neurological disorder. Brain. Juni 2022. doi: 10.1093/brain/awac204.
[Text: B. Braunschweig]