Marianne HAgen im Klassenzimmer der Pflegeschule

Pflegeschule richtet Lernstudio für Auszubildende ein

Wissenschaftliche Pilotstudie erforscht die Steigerung der Zufriedenheit und die Wirksamkeit von Lernfördermaßnahmen

Es ist ein Spagat: Pflegefachkräfte werden händeringend gesucht, deshalb sollen so viele junge Menschen ausbildet werden wie möglich. Gleichzeitig soll die Ausbildung hochwertig, ganzheitlich und generalistisch erfolgen. Doch niedrigere Bildungsgrade, eine höhere Sprachbarriere und geringere Lernkompetenzen erschweren die Ausbildung im Gegensatz zu früheren Generationen. Überforderung, Frust auf beiden Seiten, schlechte Noten und womöglich das Nichtbestehen der Prüfung oder gar der Abbruch der Ausbildung können die Folgen sein. Um diese Entwicklung zu stoppen, wurde von Marianne Hagen an der Pflegeschule des Universitätsklinikums Knappschaftskrankenhaus Bochum im April ein sogenanntes „Lernstudio“ installiert, welches bedarfsgerechte Förderung anbietet. Das Ziel ist es, förderbedürftige Auszubildende direkt am Anfang zu identifizieren und ihnen ein individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Förderprogramm sowie fortlaufende Lernbegleitung anzubieten. Dieser Prozess wird nun im Rahmen einer Pilotstudie gemeinsam mit Professor Dr. Jan Ehlers, Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen an der Universität Witten-Herdecke, wissenschaftlich erforscht.

„Mein logopädisch-therapeutisches Herz hat geblutet, als ich mitbekommen habe, wie sich viele junge Menschen den Anforderungen nicht gewachsen fühlen und enttäuscht sind von sich und ihrer Ausbildung“, so Marianne Hagen, Lehrlogopädin und Lehrerin an der Pflegeschule Bochum. „Es handelt sich dabei um ein überregionales Problem und dieses wird sich auch nicht von allein erledigen“, weiß sie und erklärt weiter: „Sprachbarrieren kommen dann häufig noch on top. Mit dem geforderten B2-Niveau kann man sich zwar einen Kaffee bestellen, aber keinen Menschen pflegen“. Sie hat daher das Konzept zu einem Lernstudio entwickelt und geht damit den Fragen nach, inwiefern ein solches Lernstudio die Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der Ausbildungsqualität beeinflusst und welche Lernfördermaßnahmen wirksam sind. So soll die Absprungrate reduziert und die Zufriedenheit gesteigert werden, denn ohne unseren Nachwuchs geht im Klinikalltag gar nichts“.

Ihre Studie ist als Kreisprozess aufgebaut: Dieser beginnt mit einer Diagnostik. Dazu untersucht sie den Sprachstatus mit Wortschatz, Aussprache und Merkspanne, das Lernverhalten, die eventuell bereits vorhandenen fachlichen Inhalte beispielsweise durch Praktika oder absolvierte Ausbildungen sowie die soziale und emotionale Entwicklung. Entsprechend der Ergebnisse, also des Befunds, entwickelt sie individuelle Förderpläne, die einzelne Lernfördermaßnahmen (z. B. Lernberatung, Projekt „Schüler helfen Schüler“, begleitete Freilernzeiten, Kompetenzrasterentwicklung, Lernworkshops für Rechtschreibung, Lese-Sinn-Verständnis, Gedächtnistraining), damit Defizite in der Folge verbessert und Selbstlernkompetenzen aufgebaut werden können. Schließlich wird nach rund sechs Monaten erstmals die Wirksamkeit evaluiert und führt über eine erneute Diagnostik zu einer Aktualisierung des Förderbedarfs. Im Rahmen dessen hilft sie den Auszubildenden beispielsweise, die Selbstwahrnehmung und -reflexion zu fördern. „Beispielsweise erkläre ich also nicht selbst wie der Magen funktioniert, sondern unterstütze sie dabei, sich fachliche Informationen zu beschaffen, wie der Magen funktioniert. Ich zeige Wege auf, wie sie dies dann üben und lernen können“.

Mit ihrem Lernstudio hofft sie, ein so wirksames Konzept ausgearbeitet zu haben, dass es später einmal überall zum Einsatz kommen wird. Zunächst aber profitieren die Teilnehmer/-innen des im April gestarteten Kurses. Ersten Untersuchungen zufolge haben von den 22 Auszubildenden 18 einen Förderbedarf. Dieser Schnitt ist höher als sie erwartet hatte, belegt aber deutlich den Bedarf für ein solches Lernstudio, und damit kommt noch viel Arbeit auf die Lernförderlehrerin zu.

Aktuell verfügt die Pflegeschule in Bochum über 274 Ausbildungsplätze zur Pflegefachkraft sowie 21 in der Pflegefachassistenz. Die Pflegeschule ist seit 2020 als „AZAV zugelassener Träger“ zertifiziert. Damit können Bildungs- bzw. Vermittlungsgutscheine (AVGS), die von den Agenturen für Arbeit bzw. den Arbeitsgemeinschaften für Grundsicherung an Arbeitssuchende herausgegebenen werden, eingelöst werden. Auch möglich ist eine verkürzte Ausbildung zur Pflegefachkraft für Absolventen der einjährigen Pflegefachassistenz-Ausbildung.

Text: B. Braunschweig
Bianca Braunschweig M.A.
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0234 / 299-84033
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